Donnerstag, 1. Dezember 2011

Kilimanjaro 2011 - Wie alles begann

Text: Eva Irmler
Fotos: Günter Schmidt



Vom Plan zur Tat


Anfang Dezember 2011 reisten mein Mann Günter und ich nach Tansania, um den Kilimanjaro zu besteigen. Zwei Wochen würden wir insgesamt dort verbringen, von denen etwas mehr als die Hälfte für den Berg reserviert war. Die restlichen Tage wollten wir in der Serengeti und im Ngorongoro-Krater auf Safari gehen.

In den vorangegangenen Jahren hatten wir in den Alpen immer höhere und ehrgeizigere Ziele angestrebt, teils noch gemeinsam mit unserem Sohn Daniel, später nach dessen Flüggewerden, nur noch zu zweit.


Daniel auf dem Gipfel des Weismies (4017m), Sommer 2007

Das Matterhorn grüßt in der Ferne am höchsten Punkt, den wir bei unserem Versuch am 4327m hohen Nadelhorn erreichten

Allmählich keimte so der Wunsch, sich einmal an einem „echt“ hohen Berg zu versuchen. Günter hatte zwar in seiner Jugend schon einige 5000er und 6000er in den Anden bestiegen, aber ich würde mich damit auf absolutes Neuland begeben.

Der Kilimanjaro bot sich für einen ersten Versuch auf diesem Terrain schon allein deswegen an, weil er auf nahezu allen Routen technisch leicht ist und im Normalfall „einfach so“ erwandert werden kann. Natürlich kann einem auch hier das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen und vor allem weiß niemand im Vorfeld wie er mit der Höhe an diesem immerhin 5895 m hohen Berg zurecht kommt.

Nachdem Anfang 2011 unser Entschluss feststand, machten wir uns auf die Suche nach einem nicht allzu teuren Reiseanbieter und der für uns passenden Route. Unsere Wahl fiel letzten Endes auf das eher kleine Unternehmen „Moja-Travel“ und die Rongai-Route. Diese führt von Nordosten, von der Grenze zu Kenia her auf den Berg und wird weniger häufig begangen als die meisten anderen Routen, die leichter zu erreichen und besser ausgebaut sind. Außer der relativen Einsamkeit sprach für diese Variante in unseren Augen auch, dass sie auf der weniger regenreichen Seite des Berges verläuft.

Unsere Route am Kilimanjaro:
1: Nalemoru Gate (2020m)
2: Simba Camp (2700m)
3: Kikelewa Camp (3650m)
4: Mawenzi Tarn Camp (4310m)
5: Kibo Hut (4730m)
6: Uhuru Peak (5895m)
7: Horombo Hut (3720m)
8: Marangu Gate (1840m)

Um uns mehr Zeit zur Höhenakklimatisation zu geben, würden wir im dritten der insgesamt vier Lager am Berg zusätzlich einen Rasttag einlegen. Vom Ausgangspunkt am Nalemoru Gate auf 2020 m sah unser Programm nur 3 Tagesetappen bis zum Mawenzi Tarn Camp auf immerhin 4310 m Höhe vor. Nach dem Ruhetag und nur einer weiteren Übernachtung bei der Kibo Hut auf 4730 m sollte dann schon der Gipfelgang folgen.

Neben der Frage, wie ich wohl mit der Höhe, den teilweise happigen Tagesetappen und dem üblicherweise schon um Mitternacht startenden Gipfelaufstieg zurecht kommen würde, bereiteten mir im Vorfeld noch ganz andere Dinge Kopfzerbrechen: Wie warm musste die Bekleidung für einen so hohen Gipfel sein, der aber nur wenig südlich des Äquators liegt, würde mein normaler, warmer Kunstfaserschlafsack ausreichen, würde ich eine starke Woche ohne Dusch- und ernstzunehmende Waschmöglichkeit auskommen, wie sah es mit Toiletten am Berg aus,…?

Außerdem war lange nicht klar, ob und wie viele andere Teilnehmer mit uns auf den Berg kommen würden. Anders als bei vielen anderen Reiseanbietern gab es bei Moja-Travel für diese Tour keine Mindestteilnehmerzahl und auch der Reisetermin war frei wählbar. So erfuhren wir letztlich erst vor Ort, dass wir die beiden tansanischen Bergführer und die gesamte Begleitmannschaft für uns ganz allein haben würden.

Am Kilimanjaro ist es praktisch unmöglich, ohne diesen Komplettservice aus Küchen- und Trägermannschaft unterwegs zu sein, was sicher als Verdienstmöglichkeit für die oft bitter armen Menschen seine Berechtigung hat. Trotzdem fand ich, dass das ganze in unserem Fall schon fast absurde Züge annahm – aber dazu später mehr.

Da uns klar war, dass die wenigen Tage am Berg für die Höhenakklimatisation sehr knapp bemessen waren, planten wir kurz vor unserer Abreise zwei Wochenenden möglichst hoch oben in den Alpen zu verbringen. Höhe kann man zwar in dem Sinn nicht trainieren und spätestens nach zwei Wochen ist die körperliche  Anpassung dahin, wenn kein weiterer „Höhenreiz“ erfolgt. Wir hofften aber, durch den kurzen zeitlichen Abstand doch etwas davon zum Kilimanjaro hinüber retten zu können.

Auch der Komfort sollte nicht zu kurz kommen, am Kilimanjaro würde es noch ungemütlich genug werden. So fiel unsere Wahl auf das in rund 3000 m Höhe gelegene Berghaus Diavolezza im Engadin und das Glacier Hotel Grawand, das auf 3212 m am Hochjochferner über dem Südtiroler Schnalstal liegt. Jetzt Ende November war hier jeweils schon wieder Skisaison, eine willkommene Abwechslung zu den unzähligen (Trainings-)Wandertouren im Sommer und Herbst.

Berghaus Diavolezza mit Piz Bernina

Das Gletscherskigebiet beim Hotel Grawand