Samstag, 20. Oktober 2012

Ecuador 2012 - Straße der Vulkane I

Text: Eva Irmler
Fotos: Günter Schmidt



Zu neuen Zielen


Unsere erfolgreiche Besteigung des Kilimanjaro im Dezember 2011 machte Lust auf mehr und so begannen wir schon Anfang des folgenden Jahres, neue Pläne zu schmieden.

Doch wohin sollte es gehen und wieviel konnten wir uns schon zutrauen? Günter wollte am liebsten gleich ganz hoch hinaus in den Himalaya und einen Versuch an einem 7000er wagen. Mir erschien jedoch der Sprung von knapp 6000 m zu über 7000 m als zu gewagt und ich konnte mir auch – noch – nicht vorstellen, länger als ein paar Tage auf ein Mindestmaß an Komfort (Dusche!) zu verzichten.

So richtete sich unser Augenmerk zunehmend auf andere Gebirgsregionen der Welt mit nicht ganz so hohen und schwierigen Zielen. Südamerika hat in dieser Hinsicht viel zu bieten und schließlich fiel unsere Wahl auf Ecuador, das mit seinen unzähligen und leicht zu erreichenden Vulkanen lockte: oft führen hier Straßen bis auf 3000 oder 4000 m Höhe. Das für Himalaya-Expeditionen typische, aufwändige Anmarsch-Trekking entfällt damit komplett und die Berge sind als eineinhalbtägige Touren mit nur einer Hüttenübernachtung zu bewältigen.

Im Lauf von 2 Wochen wollten wir mehrere Vulkane besteigen, als Höhepunkt den mit 6310m höchsten Berg des Landes, den Chimborazo. In früheren Zeiten hatte dieser sogar als höchster Berg der Welt gegolten; tatsächlich ist sein Gipfel durch die Lage am Äquator der vom Erdmittelpunkt am weitesten entfernte Punkt der Erdoberfläche.

Der Chimborazo, Ecuadors höchster Vulkan

Auch diesmal suchten wir wieder nach einem passenden Reiseveranstalter mit flexiblem Angebot, so dass wir nicht auf einen bestimmten Termin festgelegt wären und nicht bangen müssten, ob sich genügend Mitreisende fänden. Bei Henkalaya, wieder einem sehr kleinen Anbieter, waren diese Voraussetzungen erfüllt: praktisch freie Terminwahl und die Garantie, dass die Reise auch schon bei nur 2 Teilnehmern durchgeführt würde.

Der Ablauf der Reise entsprach ebenfalls unseren Vorstellungen: Von Quito, der Hauptstadt Ecuadors, sollte es entlang der „Straße der Vulkane“ auf insgesamt fünf Berge gehen, vom 4200m hohen Fuya Fuya bis zum Chimborazo. Zwischen den Besteigungen würden wir immer wieder ins „Tal“ zurückkehren, wobei ja sogar Quito schon auf 2800m liegt und damit beinahe auf gleicher Höhe wie der Gipfel der Zugspitze!

Durch die sukzessive Steigerung der erreichten Höhe sollte für ausreichende Akklimatisation gesorgt sein. Zudem würden wir uns jeweils nur relativ kurze Zeit – maximal 2-3 Tage – oberhalb von 3000 m aufhalten.

Von der Möglichkeit, beim gleichen Veranstalter eine Galapagos-Kreuzfahrt im Anschluss an die Bergtouren zu buchen, machten wir gerne Gebrauch. Diese Inseln mit ihrer so speziellen Tierwelt wollten wir uns natürlich auf gar keinen Fall entgehen lassen.

Da Ecuador direkt am Äquator liegt, gibt es hier kaum  Temperaturschwankungen im Jahresverlauf. In den tiefer gelegenen tropischen Regionen wechseln Regen- und Trockenzeiten sich ab, für das Hochland dagegen fanden wir die Angaben zur idealen Reisezeit so widersprüchlich, dass wir den Termin für unsere Abreise schließlich nach Gutdünken auf den 21. Oktober legten. So blieb uns genügend Zeit zum Trainieren und, wenn alles nach Plan lief, würden wir genau bei Vollmond den Cotopaxi, den mit 5897m zweithöchsten Gipfel unserer Reise, besteigen.

Spätestens ab dem Moment, als die Reise fest gebucht war, machten wir uns ans Training und die sonstigen Vorbereitungen:
Joggen stand im Alltag wieder so oft wie möglich auf dem Programm, als Konditionstraining und in der Hoffnung, vielleicht noch das eine oder andere Kilo Körpergewicht zu verlieren, das dann nicht mit auf die Berge geschleppt werden müsste.
Zusätzlich nutzten wir fast jedes Wochenende für eine Bergtour. Das Wetter war uns in diesem Jahr wohl gesonnen und so konnten wir wirklich maximal oft in den Bergen unterwegs sein.

Es müssen nicht immer die "großen" Berge sein, auch im Altmühltal gibt's spannende Ziele.
Steil geht's auf die Ehrwalder Sonnenspitze

Da die beiden höchsten Vulkane, die wir besteigen wollten, doch etwas mehr bergsteigerisches und technisches Können erforderten, standen diesmal auch anspruchsvollere Gletschertouren, teilweise mit Zeltübernachtung, auf dem Programm.

Zeltplatz-Idylle mit Theorie der Spaltenbergung - auf dem Weg zur Weißkugel

Unsere Ausrüstung hatten wir entsprechend ergänzt, insbesondere steigeisenfeste Bergstiefel hatten uns bis jetzt noch gefehlt. Da wir davon ausgingen, dass wir in Zukunft noch höhere Ziele anpeilen würden, entschieden wir uns gleich für richtige Schalenbergstiefel (La Sportiva – Spantik), obwohl für diese Reise noch nicht wirklich notwendig.

Anfangs waren das beträchtliche Gewicht der Stiefel (gut 1 Kilo pro Fuß), ihre Steifigkeit und die dicke Isolation für mich sehr gewöhnungsbedürftig, zumal wir in den Alpen oft zu Beginn einer Tour bei sehr sommerlichen Temperaturen unterwegs waren. In Ecuador und ganz besonders auch 3 Jahre später im Himalaya haben sich die Schuhe aber sehr bewährt und wir haben diese Investition nie bereut.

Nach der ersten Eingewöhnung klappen auch mit den schweren Stiefeln große Sprünge.

Eisbruch am Großen Möseler


Piz Buin

Panorama mit Gipfelstürmer :) Großer Möseler

Nach dem langen Marsch über den Gletscher erwartete uns am Weißkugel-Gipfel sehr luftige Kletterei.

Unsere Hochtouren in diesem Sommer und Herbst waren gerade für mich besonders wichtig, da ich bis dahin noch nicht besonders oft mit Steigeisen, Pickel und Seil unterwegs gewesen war.
Den Umgang mit letzterem übten wir zudem in der Kletterhalle und sogar ein Deckenbalken in unserer Wohnung musste dafür herhalten, die „Selbstrettung“ aus einer Gletscherspalte zu simulieren.

Und last but not least fand ich auch Reiseberichte anderer Bergsteiger, die unsere geplanten Ziele schon versucht oder bewältigt hatten, zur Vorbereitung und Einstimmung sehr hilfreich.
(Ein Post mit Reiseliteratur folgt demnächst.)