Donnerstag, 15. November 2012

Ecuador 2012 - Galapagos und Mindo

Text: Eva Irmler
Fotos: Günter Schmidt - Galapagos und Mindo




Galapagos



Für unseren Galapagos-Aufenthalt hatte „Henkalaya“ uns mehrere Varianten angeboten und selbstverständlich hätte grundsätzlich auch die Möglichkeit bestanden, diesen Teil der Reise selbst zu organisieren.

Wir entschieden uns letztlich für eine – pauschal gebuchte – 7-Tages-Kreuzfahrt mit Übernachtung an Bord des Schiffes, da uns der Preis hier noch gerade so verschmerzbar erschien und das Programm am ehesten unseren Vorstellungen entsprach.

Unser Schiff, die „Estrella del Mar“, gehörte in puncto Komfort zu einer mittleren Kategorie. Die Kabinen waren relativ klein, wir schliefen in einem Stockbett, aber immerhin hatten wir Aircondition und ein eigenes Duschbad. Insgesamt gab es 8 Kabinen (2 davon auf dem Oberdeck, die übrigen unten im Bauch des Schiffs) à 2 Personen, so dass wir bis zu 14 Mitreisende haben würden.

Die gewählte Route führte uns ausschließlich auf die süd-östlichen Inseln des Archipels und damit in den geologisch älteren Teil von Galapagos. Je weiter westlich und nördlich die Inseln liegen, desto jünger sind sie, teilweise gibt es dort sogar noch aktive Vulkane. Da aber auf Galapagos für uns weniger landschaftliche Highlights zählten, sondern die typische Fauna und Flora, entschieden wir uns für die älteren Inseln, die in dieser Hinsicht eine größere Vielfalt versprachen.


Interaktive Karte mit unseren Stationen auf den Galapagos-Inseln

97% der Landfläche der Galapagos-Inseln sind Nationalpark mit glücklicherweise ziemlich strikten Schutzbestimmungen. Unter anderem ist auch genau festgelegt, wie viele Besucher jeweils gleichzeitig eine Insel betreten dürfen. Dementsprechend sind die Routen und Zeitpläne der verschiedenen Schiffe so abgestimmt, dass nie zu viele auf einmal eine Insel anlaufen.



Montag, 5.11.  Von Quito nach San Cristóbal auf Galapagos


Um rechtzeitig samt allem Gepäck bereit zu sein, standen wir kurz vor 7 Uhr auf und begaben uns zum letzten Mal zum Frühstück im Vieja Cuba – schade, so langsam hatte ich mich hier schon richtig daheim gefühlt und auch die Frühstücksdamen wussten schon fast auswendig, was wir wollten.

Kurz vor halb neun schleppten wir dann alle unsere Taschen und Rucksäcke eigenhändig nach unten. Heute, wo wir den Service wirklich mal gerne in Anspruch genommen hätten, kam uns ausgerechnet niemand zu Hilfe.

Ramiro stand schon bereit, so konnte es losgehen zum nächsten Abschnitt unserer Reise.
Die Fahrt zum Flughafen verlief trotz Montagmorgenverkehr ohne Probleme und wie verabredet konnten wir unser Bergsteiger-Gepäck bei Ramiro lassen.

Am Flughafen marschierten wir zunächst wie gewohnt zum Check-In-Schalter, da wir nicht wussten, dass bei Flügen nach Galapagos das Gepäck zuerst noch einmal gesondert kontrolliert wird. Außerdem mussten die Formulare für die Einreise an einem Schalter abgeholt, sowie an einem anderen eine Gebühr von 10$ (wofür?) entrichtet werden. Zu unserem Pech hatte sich vor diesen Schaltern in der Zwischenzeit eine riesige Schlange gebildet, so dass wir schließlich nahezu die letzten beim Check-In waren und keine Chance mehr hatten, den ersehnten Fensterplatz zu ergattern.

Im Flieger saßen wir dann tatsächlich ganz hinten und hatten die beiden Gangplätze der gegenüberliegenden Dreier-Reihen. Erst jetzt wurde uns klar, dass es noch eine Zwischenlandung in Guayaquil geben würde, und als wir nach einer knappen Stunde dort gelandet waren, hieß es, wir müssten alle aussteigen und in ein anderes, größeres Flugzeug umsteigen. Seltsam bloß, dass das „größere“ Flugzeug dann wieder genauso viele Plätze hatte … Mit mindestens dreißig Minuten Verzögerung nahmen wir endlich Kurs auf Galapagos, wo wir am frühen Nachmittag landeten.

Der Flughafen auf San Cristóbal ist winzig, und da wir gleich als erste hinten ausgestiegen waren, standen wir auch immerhin als zweite am Einreiseschalter. Dort mussten drei Stationen durchlaufen werden: Passkontrolle, Kontrolle des Einreiseformulars und Kontrolle der Erklärung über (nicht) mitgebrachte Nahrungsmittel. Streng genommen hätten wir sogar unsere Müsliriegel deklarieren und vermutlich abgeben müssen. Da aber keine irgendwie geartete echte Kontrolle stattfand (Schnüffelhunde oder so), sondern lediglich die ausgefüllten Formulare eingesammelt und betrachtet wurden, blieben sie unentdeckt. Ich kann mir aber auch kaum vorstellen, dass von Müsliriegeln oder dergleichen eine Gefahr für die Galapagos-Flora ausgeht – und an die Fauna wollten wir sie ja nicht verfüttern ;)

Nachdem wir auch noch erfolgreich unsere beiden Gepäckstücke in dem großen Haufen geortet hatten – so was wie ein Gepäckband gab es hier erst gar nicht – nahm uns am Ausgang Enrique in Empfang, unser Nature-Guide auf Galapagos. Ungefähr eine halbe Stunde später hatten sich auch die übrigen Teilnehmer unserer Reisegruppe vollzählig eingefunden und wir fuhren mit einem alten Klapperbus die fünf Minuten bis zum Hafen. Von da ging es mit dem Panga (= Schlauchboot)  zur „Estrella del Mar“, unserem Zuhause für die nächsten acht Tage.

Auf dem Schiff fand dann zunächst mal die obligatorische Vorstellungsrunde statt. Unsere insgesamt 13 Mitreisenden stammten aus Israel, Belgien, England, den USA und Deutschland, dazu kamen noch mindestens acht Crewmitglieder.

Anschließend gab Enrique das Nachmittagsprogramm bekannt und dann bekamen wir noch ein spätes Mittagessen. Zu uns gesellten sich dabei die beiden Israelis, die bei dieser Mahlzeit allerdings noch nahezu leer ausgingen. Die beiden hielten sich streng an die jüdischen Essensvorschriften und durften daher erstens nur vegetarisch (oder ganz bestimmte Fische) und zweitens nur in ihrem eigenen Topf Gekochtes und auf ihrem eigenen Geschirr Serviertes essen, das sie dann mit dem eigenen Besteck verspeisten, – schwierige Voraussetzungen für eine Reise. Es dauerte dann auch eine Weile, bis dem Küchenteam klar war, worauf es genau achten sollte, aber schließlich klappte es wohl meist recht gut.

Nach dem Mittagessen war endlich auch das Gepäck da und sogar schon auf die Kabinen verteilt. Wir hatten Kabine 1, eine der beiden Kabinen auf dem Oberdeck direkt hinter der Brücke. Die Hauptvorteile gegenüber den anderen Kabinen waren hier, dass es ein echtes Fenster und nicht nur eine kleine Luke knapp über der Wasserlinie gab und dass wir maximal weit weg vom Motor des Schiffs schlafen würden.

Die „Estrella del Mar“ lichtete dann bald den Anker und wir fuhren ca.1/2 Stunde nach Norden zum Lobos Island vor der Küste von San Cristóbal, wo wir uns zum ersten Mal zum Schnorcheln ins sehr erfrischende Meer stürzten. Schon im Vorfeld der Reise hatten wir gelesen, dass das Meer bei den Galapagosinseln durch den Humboldt-Strom und aufsteigendes Tiefenwasser eher kühl ist, aber mit so frostigen Temperaturen – geschätzt höchstens 18/19°C, was sich im Wasser schnell sehr kalt anfühlen kann – hatten wir denn doch nicht gerechnet.

Trotz des extra für diesen Urlaub gekauften „Shorties“ (= Neoprenanzug mit kurzen Ärmeln und Beinen) war mir schon bald extrem kalt, so dass mir Schildkröte, Stachelrochen, Seelöwe und Co. ziemlich gestohlen bleiben konnten, und ich heilfroh war, als Enrique zum Rückzug aufs Boot blies. Dort gab es dann zur Begrüßung heiße Schokolade und Hefegebäck und gleich danach eine heiße Dusche.



Erste Eindrücke von der Unterwasserwelt vor Galapagos: grüne Meeresschildkröte und Stachelrochen.

Die komplette Schnorchelausrüstung inklusive langem Neoprenanzug hätten wir auf dem Boot auch leihen können, jedoch greifen wir beide da grundsätzlich lieber auf unsere eigenen Sachen zurück. Diesmal war ich allerdings sehr in Versuchung, auf einen langen Anzug umzusteigen, stellte dann aber bald fest, dass unsere Mitreisenden damit auch nicht weniger froren als ich.

Abends tuckerte die „Estrella del Mar“ zurück in den Hafen von Puerto Baquerizo Moreno, dem Hauptort von San Cristóbal und Verwaltungssitz von Galapagos.

Nach dem Abendessen hatten wir hier für eine Stunde „Landgang“. Auf dem Boot gab es natürlich kein Internet und so nutzten die meisten das Wifi in einer der Kneipen am Hafen – oder sie versuchten es jedenfalls, der Empfang war oft eher schlecht.

Auf ein paar Parkbänken am Hafen hatten es sich zur Freude aller Touristen zwei Seelöwen bequem gemacht und ließen sich nicht im geringsten von uns Menschen stören. – Schon verrückt,  zu was für Begegnungen zwischen Tier und Mensch es kommen kann, wenn die eigentlich ja „wilden“ Tiere keinen Fluchtreflex haben!


"Penner" nach Galapagos-Art

Unsere erste Schiffsnacht hätte wirklich ruhig sein können, da die „Estrella del Mar“ einfach im Hafenbecken liegen blieb, nur leider mussten wir feststellen, dass sich direkt über unserer Kabine ein Gebläse befand, das uns bald wieder zum bewährten Ohropax greifen ließ.



Dienstag, 6.11.  Rund um San Cristóbal


Schon morgens um 7 Uhr lockte das Frühstücksbuffet und um 8 Uhr brachte uns das Panga zur Punta Pitt, dem östlichsten Punkt der Insel, wo wir unser erstes „wet landing“  auf Galapagos hatten, das heißt wir mussten in der Nähe des Strands aus dem Boot ins knietiefe Wasser springen und an Land waten. Bei einer kleinen Wanderung über Lavafelsen zu einem Aussichtspunkt gab es Lava-Lizards, sowie farbenfrohe  Blau- und Rotfußtölpel zu entdecken. Vor allem letztere sind so richtig bunt: zusätzlich zu den leuchtend roten Füßen haben sie noch blaue Schnäbel.


Die "Estrella del Mar" in der Bucht von Punta Pitt

Rotfußtölpel

Eine kleine  Lavaechse wundert sich über so viel Aufmerksamkeit.

Anschließend konnten wir vom Strand weg schnorcheln, allerdings mit eher mäßiger „Ausbeute“. 


Stachelige Gesellen unter sich: Kissenseestern und Seeigel

Noch mehr Seeigel und ein namenloser Bodenfisch - mehr gab es hier leider nicht zu sehen.

Zurück auf dem Schiff rief nach der erlösenden warmen Dusche schon das Mittagessen und später ging es weiter zum Cerro Brujo im Nordwesten von San Cristóbal oder besser zum Strand am Fuß des Vulkans dieses Namens. Ein wirklich sehr schöner, strahlend weißer Strand, der mit bizarren schwarzen Vulkanfelsen durchsetzt ist.


Seelöwen am Strand beim Cerro Brujo.

Hier begegneten wir unseren ersten Meerechsen, diesen so urtümlichen wie typischen Bewohnern der Galapagosinseln. Die Assoziation mit Drachen oder Dinosauriern wollte sich trotz des eindrucksvollen Rückenkamms bei mir nicht so richtig einstellen, dafür waren sie zu klein und wirkte zu geruhsam wie sie sich auf den Felsen ausstreckten, um sich aufzuwärmen. Trotzdem war es ein tolles Erlebnis, diese außergewöhnlichen Tiere, von denen ich schon so viel gehört und gelesen hatte, nun hier in Natura und aus nächster Nähe zu sehen.


Auch die Meerechsen haben mit der relativen Kälte des Wassers zu kämpfen: als wechselwarme Tiere kühlen sie beim Abweiden der Algen, ihrer hauptsächlichen Nahrungsquelle, schnell aus und müssen sich an Land aufwärmen.

Am Strand und auf den Felsen konnten wir zudem Unmengen der wirklich hübschen roten Klippenkrabben bewundern.




Zum Schnorcheln hatte hier niemand Lust, zumal das nächste Ziel auf dem Programm schon in Sichtweite war und deutlich aufregender zu werden versprach:

Das Schiff brachte uns in die Nähe des „Kicker Rock“ (im Spanischen „Leon Dormido“ genannt), wo wir in einem schmalen Kanal zwischen den Felsen vom Schlauchboot aus schnorcheln konnten.


Der "Kicker Rock" und die "Estrella del Mar"

Die Sicht unter Wasser war leider ziemlich schlecht, trotzdem erspähten wir erschreckend viele und große Haie, wenn auch jeweils nur mit Mühe und nur für einen kurzen Moment – wie viele tatsächlich um und unter uns herum schwammen, wer weiß… 


Unheimliche Begegnung in trüben Gewässern.

Obwohl dieser Schnorchelausflug von Anfang an das Ziel hatte, Haie – insbesondere Hammerhaie – zu beobachten, war mir – und ich nehme an auch den meisten anderen – die ganze Zeit ziemlich mulmig. Es ist eine Sache, im klaren Wasser und bei guter Sicht, einem Hai oder meinetwegen auch mehreren zu begegnen, vor allem wenn der Hai auf Distanz bleibt und sich nicht weiter um den Schnorchler kümmert. Aber etwas ganz anderes ist es, wie hier, im Trüben und noch dazu bei einsetzender Dämmerung gefühlt von hunderten Haien umschwärmt zu werden… So war ich wirklich erleichtert, als Enrique beschloss, dass es jetzt genug sei und uns zurück aufs Boot beorderte.

An diesem Abend legten wir noch einmal in Puerto Baquerizo Moreno an, aber schon morgens um 4 Uhr kappten wir die Taue und tuckerten Richtung Española.



Mittwoch, 7.11.  Española oder Hood Island


Auf Española steuerten wir  morgens als erstes die Gardner Bay an, wo sich am herrlichen Sandstrand jede Menge Seelöwen tummelten. 


Seelöwen-Junges mit Mama

Auch Spottdrosseln, ...

... Meerechsen und ...

... Lavaechsen waren zu entdecken.

Von hier aus konnten wir zu einer kleinen vorgelagerten Insel schnorcheln.


Nach dem Schnorcheln - gleich geht es per Panga zum Schiff.

Anschließend brachte uns das Schiff gleich zu einem anderen Inselchen, Islote Gardner genannt. Weil auch hier wieder ein Schnorchelausflug anstand, behielten wir die feuchten Badesachen während der kurzen Fahrt an, was letztlich aber keine gute Idee war, da wir so schon völlig durchgefroren waren, bevor wir wieder ins Wasser sprangen.


Bei der Islote Gardner tummelten sich nicht nur Unmengen an Fischen ...

... auch die Seelöwen waren hier ...

... überhaupt nicht scheu bis ...

... sehr neugierig!

So wurde der Blick auf die bunte Unterwasserwelt diesmal zu einem recht kurzen Vergnügen und schon bald war die komplette Truppe wieder auf dem Schiff versammelt. Da war es nicht weiter verwunderlich, dass alle schnell in ihren Kabinen verschwanden und duschten. Leider hatte das den Effekt, dass bei uns und unseren Nachbarn auf dem Oberdeck zunächst kein warmes Wasser mehr ankam…

In der Zeit, die wir auf den Galapagos-Inseln verbrachten, war das Meer tatsächlich gerade besonders kalt (geschätzt 18-20°C), denn der November ist der letzte Monat mit eher kühlem Klima dort, so dass sich das Wasser dann maximal abgekühlt hat. Ende 2012 sorgte zwar kein La Niña-Phänomen für extra-kaltes Wasser, wie ein Jahr zuvor, aber trotzdem scheinen die Wassertemperaturen selbst für November unter dem Durchschnitt (23°C) gelegen zu haben.

Andererseits hätten wir in einem El Niño-Jahr zwar wärmeres Wasser erwarten dürfen, aber dafür vielleicht weniger Tiere gesehen. Bei extremen El Niño-Bedingungen kann es offenbar vorkommen, dass – infolge des geringeren Nährstoffgehalts im Meer und dadurch nicht mehr ausreichende Nahrung – selbst Meerechsen und Seelöwen massenweise sterben. – Insofern war es allemal das kleinere Übel, beim Schnorcheln zu frieren.

Nach dem Mittagessen hatten wir erst mal eine ausgedehnte Pause, während das Schiff Kurs auf Punta Suarez, die Westspitze der Insel nahm. Schnorcheln stand an diesem Tag zum Glück nicht mehr auf dem Programm, ich hätte ehrlich keine Lust mehr gehabt, mich noch einmal ins kalte Wasser zu quälen. An der Punta Suarez konnte das Panga sogar anlegen, so dass uns jeder weitere Wasserkontakt erspart blieb.

3 ½ Stunden lang folgten wir dem ausgewiesenen Pfad über die Landspitze, wobei Enrique hier wie überall wirklich sehr genau darauf achtete, dass keiner auch nur ein paar Schritte davon abwich. Das war aber auch absolut nicht nötig, da die Tiere ja nicht vor Menschen flüchten und teilweise mitten auf dem Weg oder direkt daneben anzutreffen sind.


Wenn die Sonne nicht ausreicht, wärmen sich die Meerechsen auch gegenseitig.

Mini-Drache

Brütender Albatross - direkt neben dem Spazierweg

Blowhole an der Punta Suarez

Albatrosspaar beim Ehebestätigungsritual - wer ein Leben lang beisammen bleiben will, muss sich schon etwas Mühe geben ;)

Maskentölpel - beim Lausen?

Blaufußtölpel - beim Strammstehen :))



Donnerstag, 8.11.  Floreana


Schon während der Nacht hatte unser Schiff die Überfahrt nach Floreana hinter sich gebracht, so konnten wir gleich nach dem Frühstück an der Punta Cormorant anlanden. Vom Green Beach, dessen Sand aus Olivinkristallen besteht, ging es in einer kleinen Wanderung vorbei an einer – leider Flamingo-losen – Lagune zum flachen Korallensandstrand auf der anderen Seite der Landspitze. Baden oder Schnorcheln war hier keine Option, denn schon  vom Ufer aus konnten wir erkennen, dass sich im flachen Wasser unzählige Stachelrochen tummelten. Auch ein paar Haie waren zu erspähen und wir entdeckten im Sand Spuren von Schildkröten, die während der Nacht irgendwo in der Nähe Eier abgelegt haben mussten.


Strand mit Badeverbot - an der Punta Cormorant

Erschöpfte Meeresschildkröte - vermutlich nach nächtlicher Eiablage.

Anschließend wurden wir per Panga zur „Devil‘s Crown“ gebracht, einer ringförmigen Felsformation (eigentlich ein ehemaliger Vulkankegel), in deren Innerem Korallen wachsen. Zunächst schnorchelten wir außerhalb der Felsen, wo das Wasser sehr klar und jede Menge bunte Fische zu bestaunen waren, aber auch recht starke Strömung herrschte.


Mexikanischer Schweinslippfisch

Klare Sicht an der Devil's Crown

Leider blieb dann nur sehr wenig Zeit, um das korallenreiche Innere des Felsrings zu erkunden, denn nur allzu bald signalisierte Enrique uns, dass wir zum Schlauchboot zurückschwimmen sollten. Dabei galt es eine Zone mit sehr starker Strömung zu queren, was letztlich außer Günter und mir nur noch zwei von uns schafften, alle anderen „errettete“ das Panga.

Unmittelbar nach dem Mittagessen folgte der nächste Programmpunkt, die Post-Office-Bay, denn später sollte es zügig weiter zur Isla Santa Cruz gehen: die Meerwasserentsalzungs-Anlage auf dem Boot war ausgefallen, so mussten wir in Puerto Ayora Wasser nachtanken.

Die Post-Office-Bay trägt ihren Namen, weil hier schon seit Ende des 18. Jahrhunderts ein Postumschlagplatz für englische Walfänger war. Heute können Besucher in einem großen Fass Postkarten hinterlassen, die dann mit etwas Glück von anderen Reisenden irgendwann zugestellt werden. Auch wir durchforsteten die Karten, fanden aber keine, die nach München oder Umgebung gehen sollte (und leider erreichten auch die von uns dort deponierten nie ihre Empfänger…).

Von der Bay führt ein Pfad zu einem begehbaren Lavatunnel, in den man über eine Leiter hinabsteigen kann. Anfangs ist die Röhre, durch die einst bei einem Vulkanausbruch Lava abgeflossen ist, noch trockenen Fußes zu begehen. Irgendwann stößt man dann auf Wasser - vermutlich gibt es eine Verbindung zum Meer. Mit Stirnlampen wateten wir durch die finstere Höhle bis das Wasser zu tief wurde, der eine oder andere schwamm sogar noch ein Stück weiter hinein.


Im Lavatunnel an der Post-Office-Bay

Ab hier geht es nur noch schwimmend weiter.

Wieder am Tageslicht schnorchelten wir noch eine Runde vom Strand aus, wobei einige der seltenen Galapagos-Pinguine mit uns um die Wette tauchten.


Galapagos-Pinguin in leider eher trübem Gewässer.

Die Pinguinpopulation auf Galapagos, die leider seit langem vom Aussterben bedroht ist und, zusätzlich zu anderen Faktoren, auch durch den Nahrungsmangel in El Niño-Jahren dezimiert wird, ist etwas ganz Besonderes: nirgendwo sonst leben Pinguine so weit im Norden und brüten teilweise sogar nördlich des Äquators!


Bye bye, Floreana!



Freitag, 9.11.  North Seymour, Baltra und Bartolomé


Auch diesmal war das Schiff nachts weitergefahren und schon um 5.45 Uhr wurden wir geweckt, um früh morgens vor dem Frühstück North Seymour zu besuchen. Hauptattraktion dieser Insel waren Fregattvögel, die wir buchstäblich in allen „Lebenslagen“ beobachten konnten. Am auffallendsten waren die vielen balzenden Männchen mit ihren aufgeblähten roten Kehlsäcken.


Prachtfregattvogelmännchen bei der Balz - ob er die Angebetete wohl beeindrucken kann?
Fregattvogelweibchen beim Warmhalten des Nachwuchses

Jung-Fregatt

Neben vielen weiteren Vogelarten gab es aber auch Landleguane zu bewundern, die wir hier zum ersten mal zu Gesicht bekamen. Sie sind nahe Verwandte der Meerechsen, die sich im Gegensatz zu diesen aber nicht ins kalte Wasser stürzen, sondern die Trockenzone mehrerer Inseln bewohnen.


Landleguan vor seiner Wohnhöhle.

Meerechse - die Verwandtschaft ist nicht zu leugnen ;)

Gabelschwanz-Möwen

Blaufußtölpel beim Füttern seines Riesenbabys - schon schwierig, wenn der Nachwuchs einem allmählich über den Kopf wächst.

Um 8 Uhr waren wir wieder zurück auf dem Boot und genossen unser Frühstück. Für vier unserer Mitreisenden hieß es anschließend Abschied nehmen, da sie nur 5 Tage auf der „Estrella del Mar“ gebucht hatten, und nun auf der kleinen Flughafen-Insel Baltra von Bord gingen.

Am dortigen Strand verbrachten wir übrigen ein paar geruhsame Stunden bis die vier Neuen eingetroffen waren. Einzig ein männlicher Seelöwe sorgte für etwas Aufregung, der unsere Engländerin schon beinahe zu seinem Harem zählen wollte und keine anderen Männer in ihrer Nähe duldete…


Mensch und Tier chillen am Strand - mit passender Lektüre.

Nach dem Mittagessen und einem kurzen „Briefing“, bei dem wir uns mit unseren neuen Mitreisenden bekannt machten, ging es zur kleinen Insel Bartolomé, die nordwestlich von Baltra vor Santiago liegt.

Auf der Fahrt dorthin verhalf uns der Zufall zu einem unerwarteten Highlight: ein Manta-Rochen, sprang vor unseren Augen aus dem Wasser – und Günter praktisch direkt vor die Kameralinse.


Senkrechtstarter - springender Manta

Kurz vor der Landung auf Bartolomé waren noch einmal Pinguine auf den Felsen zu erspähen.


Suchbild mit Pinguin

Während auf allen anderen Galapagos-Inseln, die wir besuchten, die vielfältige Tierwelt die Hauptattraktion darstellt, hat Bartolomé in dieser Hinsicht wenig zu bieten. Die einzigen Tiere, die wir (abgesehen von den Pinguinen) zu sehen bekamen, waren ein paar Seelöwen, die sich auf dem Landesteg räkelten und die Enrique mit einem Handtuch vertrieb… Dagegen konnte Bartolomé mit seiner einzigartigen Landschaft punkten, die uns in ihrer Kahlheit an Mond oder Mars erinnerte.


Marslandschaft - Bartolomé

Auf der recht jungen Vulkaninsel haben es erst einige wenige Pionierpflanzen geschafft, Fuß zu fassen.


Lavakaktus - eine der wenigen Pflanzenarten auf Bartolomé

Vom Landesteg führten hölzerne Stufen bis zum höchsten Punkt der Insel (114m), so dass auch die am wenigsten Geländegängigen unter unseren Mitreisenden ohne größere Probleme dort hinauf und auch wieder herunter gelangen konnten.


Der "Pinnacle Rock", rechts davon im Hintergrund der "Gipfel"

Berühmte Aussicht vom höchsten Punkt: Sullivan Bay und Pinnacle Rock, dahinter die Nachbarinsel Santiago

Zum Schnorcheln blieb an diesem Tag leider keine Zeit mehr, obwohl das Meer bei Bartolomé sehr fischreich sein soll.


Abschied von Bartolomé in der Dämmerung

In der folgenden Nacht hatten wir die längste Überfahrt  über offenes Meer der gesamten Galapagos-Rundtour zu bewältigen, von Bartolomé zum weit im Nordosten gelegenen Genovesa. Zu unser aller Erleichterung war dabei nur mäßiger Seegang zu erwarten.



Samstag, 10.11.  Genovesa


Unser Schiff ankerte morgens, nach einer tatsächlich angenehm ruhigen Überfahrt, in der sichelförmigen Darwin Bay und nach dem Frühstück gingen wir dort an Land. Bei einem Spaziergang durch die Mangroven, was jetzt bei Ebbe trockenen Fußes möglich war, trafen wir auf Galapagos-Seebären (Fur Seals), die am Strand dösten. Diese endemische Ohrenrobbenart ist deutlich seltener als der Galapagos-Seelöwe, wenn sich die Bestände auch anscheinend gut erholen, seit keine Jagd mehr stattfindet. Um 1900 galt die Art schon als ausgestorben, zum Glück waren den Pelzjägern aber doch einige Tiere entgangen.


Tiefenentspannt - Seebär auf Genovesa.

Auch an einer Rotfußtölpel-Kolonie kamen wir noch einmal vorbei und halb versteckt unter den Felsen entdeckten wir einen Nachtreiher.


Rotfußtölpel im Mangroven-Geäst - als einziger aus der Tölpel-Verwandtschaft ist er in der Lage, sich hier festzuklammern.

Nachtreiher - ob wir ihn wohl geweckt haben?

Kaktusfink - einer der berühmten Darwin-Finken

Das Schnorcheln vom Strand aus schenkte ich mir diesmal, Günter dagegen stürzte sich wie einige andere in die Fluten und berichtete anschließend von einer sehr unheimlichen Haibegegnung: Offenbar waren mehrere recht stattlichen Haie nicht, wie wir es bis jetzt immer erlebt hatten, mit einem gewissen Sicherheitsabstand und ohne sich um die Schnorchler zu kümmern einfach vorbeigeschwommen, sondern hatten sie neugierig umkreist – vielleicht um herauszufinden, ob sie lohnende Beute wären?


Aufdringlicher Galapagos-Hai

Jedenfalls waren dann alle recht schnell wieder raus aus dem Wasser und vertrieben sich die verbleibende Zeit bis zur Rückkehr aufs Schiff lieber am sicheren Strand.

Spät nachmittags ging es zu den Prince Philip’s Steps, wo wir einen kurzen Aufstieg an der Steilküste zu bewältigen hatten – für manche unserer Mitreisenden durchaus eine größere Herausforderung. Da hier auch große Vogelkolonien in den Felsen nisteten, waren selbige leider voll von deren Hinterlassenschaften. So war der Aufstieg nicht nur wegen seiner Steilheit eine recht atemraubende Sache.


An den Prince Philip's Steps.

Oben angekommen stand eine kleine Wanderung im Abendlicht auf dem Programm. Die Eulen (Galapagos-Ohreulen), die hier leben sollten und deretwegen wir so spät am Tag unterwegs waren, ließen sich zwar nicht blicken, aber dafür jede Menge andere Vögel: Rotfuß- und Masken-Tölpel, Galapagos-Tauben, diverse Finken und Spottdrosseln. Letztere können sehr laut und aufdringlich sein und sollen es auf Inseln ohne Süßwasser angeblich auf das Trinkwasser der Touristen abgesehen haben.


Vorsicht, Spottdrossel!

Maskentölpel - mal verliebt ...

... mal streitsüchtig ...

... mal beim Kind-Hüten.

Rotfußtölpel im Abendlicht

Eine unserer amerikanischen Mitreisenden, von Beruf Vogelkundlerin, konnte jedes auch noch so kleine Vögelchen am Horizont bestimmen und fachsimpelte eifrig mit Enrique, der sich natürlich auch bestens auskannte. Aber auch wir anderen erfuhren so vieles über die Vogelwelt auf Galapagos, was uns andernfalls wohl entgangen wäre.




In der Nacht sollte wieder sehr viel Strecke gemacht werden, um zu der winzigen Insel South Plaza vor der Ostküste von Santa Cruz zu kommen. Die Crew lichtete daher schon unmittelbar nach dem Abendessen den Anker und diesmal war der Seegang deutlich stärker, da der Wind der vergangenen Tage das Meer inzwischen aufgepeitscht hatte.

So zogen sich alle bald in ihre Kabinen zurück, um sich flach zu legen. Bei uns auf dem Oberdeck schaukelte es natürlich besonders heftig, doch allen Befürchtungen zum Trotz wurde weder Günter noch ich seekrank und wir schliefen erstaunlich gut.



Sonntag, 11.11.  South Plaza und Santa Fe


Den Morgen verbrachten wir auf der Insel South Plaza, die trotz ihrer geringen Größe eine sehr vielfältige Tier- und Pflanzenwelt aufweist. Die ersten Bewohner, auf die wir hier stießen, waren Landleguane. An diesem Morgen waren sie allerdings ziemlich inaktiv und lauerten wohl unter den Baumopuntien auf herunterfallende Früchte, Blüten oder Sprosse.


Muss erst noch auf "Betriebstemperatur" kommen -
Landleguan beim Sonnen.

Beim Futtern unter einer Baumopuntie

Überall auf der Insel wuchsen Galapagos-Sesuvien, eine Bodendecker-Pflanze, auf englisch auch „Carpet Weed“ genannt. Jetzt, in der Trockenzeit, waren sie leuchtend orange bis rot gefärbt.



Baumopuntien und ...

... die alles überwuchernden Sesuvien dominieren die Flora von South Plaza.

Die Steilküste bevölkerten Meerechsen, während die flachere Seite der Insel von einer Seelöwenkolonie eingenommen wurde, deren Männchen einander wild durchs Wasser jagten. Enrique mahnte uns zu besonderer Vorsicht, da der Weg mitten durch die Kolonie führte, so dass wir dem einen oder anderen Tier zu nahe kommen und aggressives Verhalten auslösen könnten.





Diesem Seelöwen ist der  Fotograf schon entschieden zu nah auf die Pelle gerückt.

Anschließend brachte uns das Schiff in immer noch recht schaukeliger Fahrt zur weiter südlich ebenfalls Santa Cruz vorgelagerten Insel Santa Fe, an deren Nordseite wir nachmittags „nass“ anlandeten. Bei einem kleinen Spaziergang konnten wir noch einmal Baumopuntien, aber auch Incense Trees (Balsambäume) bewundern. Letztere waren allerdings jetzt, zum Ende der kühlen und trockenen Jahreszeit, völlig kahl. Auch Landleguane gab es hier, wobei diese wohl einer eigenen Unterart angehörten und etwas anders gefärbt waren als auf South Plaza.


Landleguan unter kahlen Incense Trees

Auf Santa Fe sind die Leguane deutlich heller gefärbt als auf South Plaza.

Und wir erspähten einen Galapagos-Bussard, der vor allem auf den bewohnten Inseln selten geworden oder sogar ausgestorben ist. Die Einheimischen sind schlecht auf den Raubvogel zu sprechen, da er sich gerne an den Küken der Haushühner vergreift, und bejagen ihn daher. Zudem fällt er auch immer wieder Hauskatzen zum Opfer.

In der Bucht von Santa Fe gab es dann die allerletzte Schnorchelmöglichkeit auf dieser Reise. Bei Sonnenschein und bester Sicht unter Wasser konnten wir noch einmal jede Menge bunte Fische und mehrere Adlerrochen bewundern.


Ein Adlerrochen schwebt vorbei.

Leider war das Wasser hier aber gerade wieder besonders kalt, weshalb ich recht bald aufs Boot zurück kletterte.

Abends nahm die „Estrella del Mar“ dann Kurs auf Santa Cruz und im Hafen von Puerto Ayora endete unsere Seefahrt.

Vor dem Schlafengehen packten wir noch nahezu alle unsere Sachen zusammen, denn am nächsten Morgen sollte schon vor dem Frühstück, das auf 6 Uhr festgelegt war, alles bereit sein zum Abtransport.

Und dann folgte eine letzte, sehr ruhige Nacht auf dem Boot, das sanft im Hafen schaukelte.



Montag, 12.11.  Santa Cruz – Baltra – Guayaquil – Quito – Mindo


Um 5.30 Uhr klingelte der Wecker und bis zum Frühstück hatten wir tatsächlich alle unser sieben Sachen beisammen.

Nach dem Frühstück hieß es Abschied nehmen von der „Estrella del Mar“ samt Besatzung, nur Enrique würde uns noch bis zum Flughafen begleiten.

Ein Bus brachte uns dann zunächst zur Finca Las Primicias, einem privaten Naturreservat, in dem wir zum Abschluss unseres Aufenthalts endlich auch noch die berühmten Galapagos-Riesenschildkröten bewundern konnten.

Für den Gang über das nach dem morgendlichen Regen ziemlich aufgeweichte Gelände standen den Besuchern hier praktischerweise Gummistiefel in allen Größen zur Verfügung. Die Finca liegt schon relativ weit oberhalb des Meeres und damit in einer üppig-grünen Landschaft, die es in dieser Form auf allen anderen Inseln, die wir besuchten, gar nicht gibt. Santa Cruz ist diejenige der Galapagos-Inseln mit den meisten unterschiedlichen Vegetationszonen, da sie von den geologisch älteren Inseln mit 864 m die höchste Erhebung aufweist.

In all dem Grün dauerte es denn auch eine Weile bis wir die Schildkröten, obwohl tatsächlich beeindruckend groß, überhaupt entdeckten.


Galapagos-Riesenschildkröte im Dschungel

Es geht doch nichts über ein Schlammbad am Morgen.

Danach brachte uns der Bus auf die andere Inselseite, von wo es eine Fährverbindung zur unmittelbar benachbarten Flughafen-Insel Baltra gibt. Hier standen die nächsten Abschiede des Tages an: fünf von unseren Mitreisenden wollten noch auf Galapagos bleiben.

Wie bis jetzt eigentlich immer, hatten wir auch auf Galapagos mit unserer Reisegruppe sehr viel Glück. Alle waren nett und völlig unkompliziert, was vielleicht nicht zuletzt damit zusammenhing, dass die Mehrheit deutlich jünger (um die 30) war als wir.  Abgesehen von den beiden französisch-sprachigen Paaren, die eher unter sich blieben, war mit allen leicht ins Gespräch zu kommen. Allgemeine Umgangssprache auf dem Schiff war natürlich Englisch. Besonders gut verstanden wir uns mit einem jüngeren Paar aus London, offenbar harmonierte unser Humor bestens mit deren typisch britisch-schwarzen ;) Auf alle Fälle war es eine interessante, bereichernde Erfahrung und eine willkommene Abwechslung, mit einer so bunt zusammengewürfelten Truppe zu reisen. 

Nachdem die fünf Glücklichen, die noch bleiben durften, Abschied genommen hatten, folgte für uns übrige die kurze Überfahrt mit der Fähre, ehe wir uns in einen knallvollen Bus quetschen mussten, der uns zum Mini-Flughafen brachte (neue, größere Gebäude waren gerade im Bau).

Hier blieb schließlich auch Enrique zurück, der seine Sache als Reiseleiter und Nature-Guide wirklich ganz hervorragend gemacht hatte.

Dank der kaum vorhandenen Kontrollen ging das Einchecken recht flott und auch unser Flieger stand schon bereit zum Einsteigen auf dem Rollfeld.


Schwerer Abschied von Galapagos - die acht Tage sind viel zu schnell vergangen.

Der Flug verlief diesmal absolut planmäßig mit nur kurzer Zwischenlandung in Guayaquil. In Quito nahmen wir dann auch noch von den letzten Mit-Kreuzfahrern Abschied, sowie bald darauf ein letztes Mal von Ramiro, der schon mit unserem restlichen Gepäck auf uns gewartet hatte.

Endgültig Richtung Heimat würden wir aber erst am übernächsten Abend starten und da wir nicht noch einmal zwei Tage in Quito herumhängen wollten, hatten wir uns vor der Abreise zuhause überlegt, in diesen letzten Tagen noch ins etwa 100 km nördlich gelegene Mindo zu fahren. Der Ort liegt in einem Gebiet mit Nebelwäldern und ist für seine Kolibris und Schmetterlinge berühmt.
„Henkalaya“ hatte hierfür nichts im Angebot, so hatte wir via Internet selbst ein Hotel und einen Mietwagen gebucht.

Bei der Autovermietung gab es dann gleich eine unangenehme Überraschung, da das eigentlich gemietete Allrad-Fahrzeug offenbar nicht zur Verfügung stand. So gab es ein ewiges Hin und Her, das durch unsere nur mäßigen Spanisch-Kenntnisse nicht gerade einfacher wurde. Auch nachdem wir uns schließlich auf ein anderes Auto und den Preis geeinigt hatten, dauerte es noch unglaublich lange bis die eigentliche Anmietung erledigt war. Alles in allem konnten wir uns erst nach einer geschlagenen Stunde auf den Weg machen und bis dahin hatte es zu allem Überfluss auch noch zu regnen begonnen.

Solche Probleme, die bei selbstorganisierten Reisen an der Tagesordnung sind, waren wir schon gar nicht mehr gewohnt, nach 3 Wochen „Pauschalreise“…

Die einzig richtige Route nach Mindo über Mitad del Mundo und Calacali fanden wir letztlich problemlos, die in unserer Karte verzeichnete Abkürzung schien dagegen schlicht nicht (mehr?) zu existieren.


Mindo liegt ...

... inmitten von Nebelwäldern auf 1200 m über dem Meer.

In Mindo angekommen konnten wir uns mit Hilfe des Ortsplans, den uns unsere beiden israelischen Mitreisenden auf Galapagos „vermacht“ hatten, schnell orientieren und fanden die ziemlich abgelegene „Terrabambu Lodge“ trotz einsetzender Dämmerung ohne größere Mühe. Dann standen wir allerdings erst mal ratlos vor verschlossenem Tor. Klingel gab es keine und auf dem Gelände der Lodge war alles dunkel und still. Als sich auch auf unser Hupen hin nichts tat, befürchteten wir schon, dass unsere Reservierung irgendwie verschüttgegangen war. Nach einer Weile fand Günter dann heraus, dass das Tor nur provisorisch zugebunden war, und kaum hatten wir uns so Zugang verschafft, kam uns auch schon Osvaldo, der Chef der Lodge entgegen. An diesem Abend waren wir die einzigen Gäste, wie sich nun herausstellte.

Unsere Unterkunft war eine eigentlich völlig überdimensionierte Hütte mit 3 Schlafräumen und einem Bad mit Whirlpool, in der es leider ziemlich heftig nach Schimmel roch (vermutlich vom strohgedeckten Dach) und die insgesamt schon einen leicht heruntergekommenen Eindruck machte.
Bei einem Streifzug über das Gelände stellten wir anderntags fest, dass es hier durchaus auch Hütten gab, die zumindest optisch neuer oder frisch renoviert wirkten. – So eine hätten wir gerne gehabt, aber wegen der gerade mal zwei Nächte war es uns die Diskussion nicht wert.

Offensichtlich hatte Osvaldo sich bei so wenigen Gästen das Küchenpersonal gespart und bekochte uns an diesem Abend höchstpersönlich mit Suppe, Huhn mit Reis und Gemüse und Maracuja-Eis zum Nachtisch.

Nach dem Abendessen fielen wir gleich ins Bett, völlig geplättet nach diesem langen und anstrengenden Tag.



Dienstag, 13.11.  Mindo


Beim Frühstück auf der Terrasse der Lodge konnten wir gleich Kolibris und andere Vögel beobachten, die hier mit Zuckerwasser und Bananen angelockt wurden.


Kolibris umschwirren einen Behälter mit Zuckerwasser.

Andere Vögel stehen eher auf Bananen, die hier im Angebot sind.

Die unbefestigte Straße, an der auch die Lodge lag, sollte laut Plan zum privaten Naturreservat „Rio Bravo“ führen, das wir für diesen Morgen als unser Ziel auserkoren hatten. Als wir dort nach holpriger Fahrt angekommen waren, mussten wir allerdings feststellen, dass uns auch hier wieder ein verschlossenes Tor den Zugang verwehrte. Es gab zwar eine Klingel, die aber keine Reaktion hervorrief, so dass wir schließlich keine andere Möglichkeit mehr sahen, als bei einer der Handynummern anzurufen, auf die ein Zettel am Tor verwies. So erreichten wir zwar eine Frau, die aber offensichtlich in einem Büro in Mindo saß und nicht herkommen konnte oder wollte. Sie riet uns, einfach irgendwie seitlich am Tor vorbei zu klettern, und meinte, wir sollten später bei ihr vorbeikommen und den Eintritt bezahlen, was wir aber unter diesen Umständen tunlichst „vergaßen“.

Wir kletterten also eine Böschung hoch, stiegen vorsichtig über den Stacheldraht, der links und rechts vom unübersteigbar hohen Tor das Gelände begrenzte und schlitterten auf der anderen Seite wieder die Böschung hinab.

Nachdem diese Eingangs-Hürde überwunden war, machten wir zwei nette kleine Wanderungen durch den Nebelwald, die beide letztlich zu einem Wasserfall führten. Tiere konnten wir dabei – wie leider meistens in der freien Natur – keine entdecken.


Eindrücke aus dem Nebelwald im Naturreservat "Rio Bravo":

Cascada La Roca

Junges Blatt einer Gunnera manicata (Mammutblatt)

Bromelien

An der Cascada Esperanza

Zurück in Mindo war es dann höchste Zeit für das Mittagessen, für das wir uns das Restaurant des zentral gelegenen Hotels „CasKaffeeSu“ aussuchten. Die beiden Vorspeisen und das gemeinsam bestellte Hauptgericht (Rind mit Pommes, Reis und Brokkoli-Blumenkohl-Gemüse-Deko) reichten vollkommen aus, um uns beide satt zu machen.

Für unseren weiteren Aufenthalt hier hatten wir noch keinen rechten Plan und so versuchten wir, in der Touristeninformation Tipps zu bekommen. Leider erfuhren wir hier nichts, was wir nicht schon aus Reiseführer und Mindo-Flyer gewusst hätten.

So zogen wir, nachdem wir in einem Laden Wasser gekauft hatten, zum „Hostal El Descanso“ weiter, in dessen Garten man laut allen unseren Informationsquellen besonders gut Kolibris beobachten konnte. Im Prinzip war hier dann Ähnliches geboten wie in unserer eigenen Lodge, nur waren die Futterstellen etwas klüger und dekorativer angebracht. Außerdem warb das „El Descanso“ viel mehr für diese Attraktion, indem man auch Nicht-Gäste gegen eine geringe Gebühr (2$) dazu einlud, so oft und so lange wie gewünscht zur Vogelbeobachtung zu kommen. Der deutsch sprechende Wirt stellte sich als sehr engagierter Vogelkenner heraus, der nicht nur die Kolibri-Arten, sondern auch alle anderen Vögel benennen konnte. Und auch für Günter als Fotograf war dies natürlich ein Eldorado, wo bekommt man sonst schon Kolibris so leicht vor die Kamera?


Gelegentlich muss auch ein Kolibri kurz ausruhen ehe es wieder zu den Futterquellen geht.

Braunschwanzamazilie (Amazilia tzacatl)

Jakobinerkolibri (Florisuga mellivora)



Den Rest des Nachmittags verbrachten wir in unserer Lodge, schließlich sollte auch der Whirlpool einmal „getestet“ werden.

Das Abendessen glich dann weitgehend unserem Mittagessen – offenbar war heute in Mindo Rindfleisch und Brokkoli-Blumenkohl-Tag ;) 
Der Nachtisch dagegen war sehr speziell ecuadorianisch: es gab eingemachte Pflaumen mit Queso.


Abendstimmung - Blick auf Mindo von der "Terrabambu Lodge"



Mittwoch, 14.11.  Mindo – Quito – Abflug Richtung Heimat


Nun brach also unser endgültig letzter Tag in Ecuador an. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Osvaldo und der Terrabambu-Lodge, in der wir uns letztlich doch recht wohl gefühlt hatten.

Im Schmetterlingspark „Mariposas de Mindo“ legten wir noch einen letzten Besichtigungsstopp ein. Hier konnten wir in einer Art Voliere jede Menge tropische Schmetterlinge bewundern, die es zwar auch in der freien Natur geben müsste, die aber dort nur selten zu finden, geschweige denn zu fotografieren sind.


Metona grandiosa - Ecuadorian Glasswing Butterfly

Heliconius melpomene - Großer Kurier

Auch ein Heliconius

Bananenfalter - Caligo memnon

Tropischer Schwalbenschwanz - Papilio chresphontes

Und noch ein tropischer Schmetterling...

Nachdem wir uns satt gesehen hatten, verließen wir Mindo in Richtung Quito. Unterwegs streiften wir noch den riesigen Pululahua-Krater in der Nähe von Mitad del Mundo, dessen Inneres landwirtschaftlich genutzt wird und dadurch kaum mehr an einen Vulkan erinnert.





Schließlich kehrten wir schon in den Außenbezirken von Quito zum Mittagessen ein, was leider zum Abschluss noch einmal eine eher schlechte Erfahrung war.

Am Flughafen von Quito brachten wir den Mietwagen zurück, schleppten unser Gepäck zum Check-In und gegen Abend startete der Flieger nach Amsterdam.


Gleich daheim - noch über den Wolken kurz vor München.


Anderntags erreichten wir am späten Nachmittag nach zwei völlig problemlosen Flügen München und wurden von Daniel abgeholt.